Lift-Laparoskopie

Gaslose Lift – Laparoskopie: Neue Technik der Laparoskopie (Bauchspiegelung) ohne Kohlendioxd-Gas

Die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie oder auch Minimal-Invasive Chirurgie unter Einsatz des Endoskops ermöglicht heute Eingriffe, bei denen früher das Skalpell unvermeidbar gewesen wäre. Eine Wunde so klein wie möglich zu halten, war schon lange das Bestreben von Ärzten und Chirurgen. Daher wurden Operationsverfahren immer weiter verfeinert, um möglichst schonend an den Ort der Erkrankung zu gelangen.

In der Frauenheilkunde haben endoskopische Untersuchungen der inneren Geschlechtsorgane wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke eine lange Tradition. Auch Operationen mit dem Endoskop gehören hier zur Routine. In den 70er Jahren wurde die Bauchspiegelung in erster Linie zur Diagnostik oder zur Eileiterdurchtrennung eingesetzt. Dank dem Pionier Professor Kurt Semm aus Kiel wurden weltweit und in Deutschland immer mehr Indikationen etabliert. Heute gelten z.B. endoskopische Eingriffe bei gutartigen Befunden an den Eierstöcken und Eileitern (Eileiterschwangerschaft, Eierstockszysten) sowie an der Gebärmutter bei Myomen (Muskelgeschwülsten) als Standardoperationen, die an endoskopisch ausgerichteten Einrichtungen routinemäßig durchgeführt werden. Die Vorteile endoskopischer Operationen bei bösartigen Befunden können noch nicht abschließend beurteilt werden, weshalb diese probeweise an sehr wenigen Kliniken durchgeführt werden.

Vorteile der Endoskopie

Bei endoskopischen Eingriffen werden größere Operationswunden vermieden. Daher sind auch die Wundschmerzen nach der Operation deutlich geringer. Der Patient erholt sich in kürzester Zeit und ist schneller mobil, so dass sich der Klinikaufenthalt deutlich verkürzt oder sogar ambulante Operationen vielfach möglich sind. Das kosmetische Ergebnis ist wesentlich besser, da nur kleine Narben zurückbleiben. Bei endoskopischen Operationen treten Wundheilungsstörungen seltener als nach einem Bauchschnitt und geringer sind auch Probleme durch Verwachsungen oder Narben.

Risiken und Nachteile des endoskopischen Eingriffs

Wie jede Operation birgt aber auch das endoskopische Verfahren gewisse Risiken, zum Beispiel eine Blutung, eine Organverletzung oder eine Infektion. Zudem kann sich im Verlauf eines Eingriffs herausstellen, dass auf chirurgische Weise weiter operiert werden muss. Endoskopische Eingriffe erfordern ein Aufblasen des Bauchraumes mit Kohlendioxid, um Sicht und Platz im Operationsgebiet zu schaffen. Dabei entsteht ein erheblicher Druck im Bauch sowie eine Senkung der Körpertemperatur durch das kalte Gas, was nachfolgend Schmerzen verursacht, die zum Teil tagelang bis in die Schulter- und Halsregion ausstrahlen können und die Erholungsphase verlängern und weniger erholsam machen können. Zudem wird das Gas für weitere Nebenwirkungen verantwortlich gemacht, deren Folgen bis heute nicht hinreichend geklärt sind. So wird in der Literatur immer häufiger über Zwischenfälle aufgrund des Kohlendioxids, welches im Organismus zur Kohlensäure umgewandelt wird, berichtet. Lang dauernde Operationen mit Kohlendioxid können, vor allem bei älteren und weniger gesunden Patientinnen zur Verschlechterung der Pumpfunktion des Herzens oder zur Überladung des Organismus mit Kohlensäure führen, was zu einer Ansäuerung aller Organsysteme führen kann. Eingeblasenes Gas kann sehr selten zu Gasansammlung in den Gefäßsystemen der Lunge (Gasembolie), des Herzens (Verminderung der Durchblutung), der Nieren (schlechtere Perfusion) oder zur Ansammlung von Kohlendioxid im Fettgewebe der Haut (Emphysem) führen. Extrem selten, dann aber fatal, können solche Nebenwirkungen des Kohlendioxids sein und zum Tode (Nierenversagen, Herzinfarkt, Lungenembolie) führen. Typische Komplikationen einer endoskopischen Operation können durch die Nadel, mit der das Gas eingebracht oder durch die Zusatztrokare, verursacht werden. Die sogenannte „Insufflationsnadel“ wird „blind“, das heisst ohne Sicht in den Bauchraum eingestochen. Nachdem der Bauchraum mit Gas aufgefüllt wird, wird der erste Trokar für die Optik (ebenfalls ohne Sicht) eingebracht. Beides kann selten zu Verletzungen von Gefäßen oder Organen (zum Beispiel Blase, Darm, Magen und andere) führen, in dessen Folge unter Umständen auch bedrohliche Notfallsituationen (zum Beispiel Blutungen) entstehen können, die dann ein rasches Handeln erforderlich machen. Eine nicht erkannte Darmverletzung aufgrund einer Verschorfung durch den Einsatz von Strom zum Beispiel führt oftmals Tage später zum akuten Darmverschluß und massiver Infektion.

Endoskopische Operationen sind deutlich schwieriger und werden daher nur von wenigen Zentren effektiv durchgeführt. Durch die Arbeit mit speziell veränderten, überlangen Instrumenten geht der Tastsinn des Chirurgen verloren. Die Instrumente sind ungewohnt, sie haben verschiedenste Griffsysteme und kleine Faßeinrichtungen. Darunter leidet die Präzision bei der Operation. Nur wenige Chirurgen entwickeln die Fähigkeit, unter indirektem Blickkontakt, d.h. auf den Monitor schauend, im Bauchraum zu operieren. Deshalb erfordert das Erlernen endoskopischer Operationstechniken eine sehr lange Trainingsphase. Auch treten, speziell bei noch nicht optimal erfahrenen Chirurgen mehr Komplikationen bei endoskopischen Eingriffen im Vergleich zum Bauchschnitt auf. Unter anderem deshalb ist eine Stagnation, nach anfänglicher Euphorie, in der Verbreitung der Endoskopie zu verzeichnen.

Um Gasverluste über die Instrumente zu vermeiden, wurden spezielle Trokarsysteme mit Ventilen entwickelt. Die Instrumente selbst bestehen aus mehrfachen Rohr- und Schachtsystemen, die Dreh- und Winkelbewegungen der Hand nachahmen. Um Gasverluste während des Wechseln der Instrumente (zum Beispiel zwischen Schere und Griff) zu vermindern, wurden multifunktionelle Instrumente entwickelt. Die Herstellung solcher Spezialinstrumente erfordert einen massiven Entwicklungseinsatz seitens der Industrie, weshalb die Kosten der Instrumente vielfach teurer sind als die Kosten herkömmlicher Instrumente. In der Pflege und Aufbereitung sind endoskopische Instrumente arbeitsintensiver. Wegen der vielen Rohrsysteme müssen spezielle Spül- und Reinigungsmaschinen erworben werden, damit die Reinigung dieser Instrumente möglich wird und Verunreinigungen mit Körpersekreten und Blut, welche Infektionen verursachen können, ausbleibt. Seit 75 Jahren (Einführung der Bauchspiegelung mit Kohlendioxids) versucht die Industrie in sehr enger Zusammenarbeit mit endoskopisch tätigen Chirurgen, die Probleme des endoskopischen Operierens mit Gas auszuschalten. Mittlerweile hat sich deshalb ein sehr wichtiges Marktsegment entwickelt, das durch die Entwicklung immer neuer Instrumente und Geräte, endoskopische Operationen mit Gas immer sicherer, aber auch immer kostenintensiver werden läßt. Die Kosten werden unter anderem durch spezielles Faden- und Nahtmaterial, durch die massiv eingesetzten Einmalinstrumente, wie Titanklammersysteme, Nähapparate und Nähhilfen oder abwinkelbaren Instrumente in astronomische Höhen getrieben, was den Benefit der endoskopischen Operation insgesamt fraglich macht.

Professor Axel Perneczky, Neurochirurg aus Mainz hat zum endoskopischen Operieren gesagt:

„Schlüssellochchirurgie ist, als ob wir mit Pinzetten durch das Schlüsselloch der Haustüre einen Knopf an der Bettwäsche im Schlafzimmer annähen; zudem sind die Räume mit unzählig vielen Möbeln vollgestellt, um die wir die Pinzetten herumführen müssen…“

Zitat von Dr. Daniel Kruschinski zur Entwicklung und Einführung der gaslosen Operationsmethode:

„Schlüssellochchirurgie kann aber auch sein, wenn wir versuchen, mittels Leiter durch ein geschlossenes Fenster des Schlafzimmers im ersten Stock hereinzukommen, obwohl die Haustür offen steht…“

Neue Technik: Gaslose Lift – Laparoskopie

Diese Methode basiert auf den Grundlagen minimal-invasiver Operationsmethoden kombiniert mit der konventionellen Technik aus der „offenen“ Bauchchirurgie. Diese Technik verhindert oder minimiert alle bei „Warum gaslos?“ genannten Nachteile, Risiken und Komplikationen der endoskopischen Operationen mit Gas, behält aber alle Vorteile der Bauchspiegelung wie kleinste Narben, bessere Kosmetik, geringere Wundschmerzen, schnelle Erholung, kurzer Krankenhausaufenthalt etc. bei. Sie bedeutet somit Fortschritt (die Kombination neuester Techniken der endoskopischen Chirurgie) durch einen Rückschritt (altbewährte und langerprobte, konventionelle Techniken der Bauchchirurgie).

Es wird auf das Einleiten von Gas in den Bauchraum verzichtet. Statt dessen wird zur Anhebung der Bauchdecke ein spezielles Lift-System verwendet, das mittels eines kleinen Schnittes in der unteren Nabelgrube in die Bauchhöhle eingebracht wird. Das Anheben der Bauchdecke erfolgt nun mechanisch. Dies schafft ähnlich gute Sichtverhältnisse für den Eingriff wie bei der Bauchspiegelung mit Kohlendioxid. Zum Einführen der Instrumente werden zwei weitere kleine Schnitte für die flexiblen Trokare oberhalb des Schambeins angelegt.

Vorteile der gaslosen Lift – Laparoskopie

Vorteile für die Patientin: Durch den Verzicht auf das Aufpumpen mit Kohlendioxid resultieren deutlich weniger Schmerzen nach der Operation. Im wesentlichen werden die nach endoskopischen Operationen beobachteten störenden Schulterschmerzen verhindert oder stark eingeschränkt. Die Patientin braucht im Vergleich zur Bauchspiegelung mit Gas weniger schmerzstillende Medikamente. Die Erholungsphase und die Rückkehr zur normalen Aktivität ist gegenüber der Gas-Bauchspiegelung noch weiter verkürzt und dauert zum Beispiel nach einer Gebärmuterentfernung nur noch ca. zwei Wochen. Die Operation ist sicherer und präziser, da vollständig auf die langen und ungewohnten Instrumente verzichtet werden kann. Das Infektionsrisiko aufgrund schlecht gereinigter endoskopischer Instrumente und verschiedener Schlauch- und Pumpsysteme ist ausgeschaltet. Ernste Komplikationen des „blinden“ Einstich unterbleiben, da bei der gaslosen Bauchspiegelung unter Sicht in den Bauchraum eingegangen wird. Komplikationen aufgrund von Klammer- und Nahtsystemen oder durch elektrische Verschorfung, z.B. Verletzungen von Harnleiter bei der endoskopischen Gebärmutterentfernung werden vermieden. Noch nicht absehbare Spätkomplikationen aufgrund von im Körper verbleibenden Titanklammern, die noch noch untersucht werden müssen, unterbleiben.

Auch alle aufgeführten Nebenwirkungen, Risiken und Komplikationen, die durch das Kohlensäuregas entstehen, werden ausgeschaltet, so dass neben jungen und gesunden Patientinnen auch ältere oder Risikopatienten mit der gaslosen Methode operiert werden können. Diese Technik erlaubt auch die Durchführung endoskopischer Operationen unter regionaler Betäubung, was bisher wegen dem massiven Druck des Gases im Bauchraum und der damit verursachten Schmerzen und Organkompression (Zwerchfell, Lunge) nicht möglich war. Auch die Operationen an Schwangeren sind möglich, da der Druck des Gases auf die wachsende Gebärmutter (Fehlgeburt, Mangeldurchblutung des Mutterkuchens und des Babys) und die Ansäuerung des Blutes beim werdenden Kind (Organschäden) durch die gaslose Methode verhindert werden und zudem auch ohne Vollnarkose operiert werden kann.

Domenico D’Ugo, Anästhesist aus Rom sagte 1997 auf dem Internationalen Symposium für Gaslose Laparoskopie in der Gynäkologie in Bochum:

„Die Benutzung von Kohlendioxid ist fast der einzige Grund zum Ausschluß von Hochrisiko-Patienten, die in Wahrheit die einzigen wären, die wirklich von der minimal invasiven Prozedur profitieren würden…“

Vorteile für den Operateur: Gefährliche und für die endoskopische Chirurgie typische Komplikationen während des „blinden“ Einstichs mit der Nadel zur Gaseinblasung oder mit dem ersten Trokar unterbleiben. Der Chirurg kann neben speziellen auch herkömmliche Instrumente aus der Chirurgie einsetzen. So können chirurgische Nähte mit der langerprobten Technik mit Nadel und Faden erfolgen, anstatt mit Klammer- und Nahtapparaten oder mittels Verschorfung mit Strom, die teuer sind oder Komplikationen bewirken können und deren Nutzen und Benefit noch nicht geklärt ist. Auch lassen sich altbewährte, über Jahrzehnte erprobte Operationstechniken anwenden, womit eine größere Präzision und Sicherheit der Operation erreicht und die Operationszeit verkürzt wird. Im Gegensatz zu den langen endoskopischen bleibt bei konventionellen Instrumenten das taktile Gefühl der Hand erhalten, das heisst der Arzt kann fühlen, was er schneidet und anfaßt oder komprimiert. Zusammen mit der Lupenvergrößerung des Endoskops verläuft die Operation präziser und sicherer. Auch die Lernphase dieser Technik für den Arzt ist deutlich kürzer, da er nur das Arbeiten auf dem Monitor lernen muß, die Technik der Operation bleibt dieselbe wie beim Bauchschnitt und damit leichter.

Vorteile für das Gesundheitswesen: minimal-invasive Operationen mittels Bauchspiegelung mit Kohlendioxid sind etwa sieben mal teurer als der Bauchschnitt. Minimal-invasive Operationen mit Hilfe der gaslosen Bauchspiegelung sind kosteneffektiver, was durch den Verzicht auf Systeme, die die Bauchspiegelung mit Gas teuer machen, erreicht wird. Instrumente können gereinigt werden wie bisher, es sind keine speziellen Spülmaschinen erforderlich. Die Haltbarkeit von konventionellen Instrumenten ist deutlich länger, sie gehen nicht so schnell kaputt wie die Instrumente für die Gas-Methode und müssen deshalb auch nicht so häufig repariert oder ersetzt werden. Auch ist es nicht nötig, immer neue Instrumente und Errungenschaften der Industrie einzusetzen, damit die Sicherheit und die Handhabung einer Bauchspiegelung unter Gas erhöht und verbessert wird. Bei der gaslosen Methode werden keine Einmalartikel, wie Titanklammerapparate und keine speziellen Fäden, die enorm teuer sind, eingesetzt. Die Operation ist, durch die Kombination der minimal-invasiven Technik (kurze Krankenhasuverweilzeit und Erholungsphase) und die Kosteneffektivität der gaslosen Technik insgesamt deutlich günstiger als die Bauchspiegelung mit Gas.

Die Technik ist einfach und leichter zu erlernen, so daß mehr Chirurgen, die die endoskopische Operation wegen ihrer Schwierigkeit bisher nicht durchgeführt haben, diese Technik einsetzen können. Damit werden mehr Patienten von der minimal-invasiven Operationsmethode profitieren. Besonders in den ärmeren Ländern unserer Welt, wo mangels entsprechender Ausstattung und hoher Kosten von Geräten und Instrumenten, endoskopische Operationstechnik kaum verbreitet und eingeführt wurde, können Patienten durch die Bauchspiegelung mittels der Lift-Technik problemlos operiert werden.

Operative Behandlung oder Entfernung erkrankter Geschlechtsorgane, wie zum Beispiel:

  • Behandlung schwerster Formen von Verwachsungen)
  • Behandlung und Entfernung der Gebärmutter
  • Behandlung von Endometriose
  • Entfernung von Muskelgeschwülsten (Myomen) aus der Gebärmutter
  • Entfernung von gutartigen Geschwülsten aus dem Eierstock
  • Entfernung des Eierstocks
  • Behandlung der Eileiterschwangerschaft
  • Diagnostik und Behandlung der Kinderlosigkeit
Go top